Phänomene wie Vorurteile oder Stereotype gehören zu unserem Alltag. Wir erleben sie unmittelbar in unserem sozialen Umfeld, da sie ebenso durch Medien in Filmen oder Nachrichten vermittelt werden. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe bevorzugt in negativer Konnotation benutzt.
Stereotype und Vorurteile beziehen sich beide auf soziale Gruppen und deren Mitglieder.
Zwar unterliegt das Inventar der beiden Begriffe einer ständigen Revision, Aktualisierung und Modifizierung, dennoch haben sich über die Zeit einige beständige Formen, wie beispielsweise Rassismus, Sexismus oder Altersvorurteile entwickelt.
Der Unterschied zwischen Stereotypen und Vorurteilen liegt darin, dass Vorurteile im Gegensatz zu Stereotypen nicht auf Wahrnehmung und Erfahrung, sondern auf einer meist wenig reflektierten Meinung beruht.
Das Vorurteil ist somit ein voreilig gewertetes Urteil und hat meistens direkte Auswirkungen auf das Verhalten eines Menschen. Wenn verallgemeinerte Eindrücke mit positiven oder negativen Emotionen besetzt werden, entsteht ein Vorurteil. Diese sind jedoch meist negativ behaftet und gegenüber neue Informationen resistent – das gilt umso mehr, je stärker sie von Emotionen begleitet werden. Durch ihre Vielfältigkeit und Komplexität sind Vorurteile nur schwer aufzuheben.
Im Gegensatz dazu ist ein Stereotyp ein Teil einer unbewussten und teils sogar automatischen kognitiven Zuordnung. Sie können auch positiv gemeint sein. Stereotype beeinflussen unsere Wahrnehmung und Beurteilung und dienen der Orientierung zur Strukturierung unstrukturierter sozialer Situationen. Sobald sich Stereotype einmal gebildet haben, beeinflussen sie die Informationsverarbeitung. Sie nehmen Einfluss auf Prozesse der Aufmerksamkeit, auf das Gedächtnis, auf die Interpretation sowie auf Schlussfolgerungsprozesse. Stereotype beeinflussen jedoch nicht nur den Wahrnehmenden. Sie haben auch nachhaltigen Einfluss auf den Empfänger als Mitglied der stereotypisierten Gruppe. Durch die Aktivierung von Stereotypen in sozialen Interaktionen kann es dazu kommen, dass sich Mitglieder, die zu einer bestimmten Gruppe angehören, den stereotypen Erwartungen anpassen. Die generelle Bereitschaft von Personen zur sozialen Kategorisierung ist ein zentraler Mechanismus bei der Entstehung von Stereotypen. So werden Menschen zum Beispiel in Angehörige von Eigen-und Fremdgruppen aufgeteilt. Diese Kategorisierung in Gruppen kann dabei über sehr breite Merkmalskategorien wie zum Beispiel Nationalität, Geschlecht, Hautfarbe oder Alter erfolgen. Schon allein diese Kategorisierung hat bedeutsame Auswirkungen auf unsere Urteilsprozesse und unsere Wahrnehmung.
Kurz gesagt: Ein Vorurteil ist ein Urteil, das ohne jegliche vorherige Erfahrung gefällt wurde. Stereotypen dagegen dienen dazu, eine Person, eine Gruppe oder einen Gegenstand aufgrund gemachter Erfahrungen zu charakterisieren.
Dieser Unterschied wird an dem Beispiel: „Alle Italiener essen täglich Nudeln.“ (Stereotyp) und „Italiener sind Spaghetti-Fresser.“ (Vorurteil) deutlich.
Beide Phänomene dienen dazu, den Menschen ihre Welt überschaubar zu machen, Unsicherheiten zu vermeiden und Bedrohungen psychisch abzuwehren. Die Komplexität wird reduziert und Sicherheit für das eigene Handeln wird geschaffen. Vorurteile und Stereotype erleichtern unser Alltagsbewusstsein, indem Situationen und Personen nicht immer neu bewertet und interpretiert werden müssen. Sie sind „geistige Schubladen“ und helfen uns dabei Orientierung zu finden. Sie sind also keine Ausnahmeerscheinung, sondern gehören zur menschlichen Grundausstattung.
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